29.09.10 22:56, rumpel
nedlegging av roedsei - bedeutet einstellen der herstellung?

30.09.10 01:25, Mestermann no
Deine Frage ist ein bisschen unklar; aber wenn mit "roedsei" rødsei gemeint ist, ist wohl hier die Rede von einer
Fischspezialität aus Nord-Norwegen. "Nedlegging" bedeutet hier ausnahmsweise nicht, das etwas einstellt, sondern
das etwas eingelegt wird. In diesem Fall kleine Köhler (sei), die ein Jahr lang in ein Gefäß mit grobem Salz eingelegt
werden, wobei sie eine rötliche Farbe erhalten; daher der Name rødsei (Rotköhler).

Nach dieser relativ langen Zubereitungszeit werden sie 24 Stunden ausgewässert, gekocht und mit Bechamelsauce,
gebratenem Speck und Kartoffeln gegessen. Schmeckt besser als wie zu befürchten wäre.

"Nedlegging av rødsei" bedeutet also "Einlegen von Rotköhler/Rødsei".

30.09.10 09:33
Besser als zu befürchten wäre. Nicht als wie.

30.09.10 12:31, Mestermann no
Das Essen von rødsei führt leider zu leichten Störungen im Sprachzentrum des Gehirns. Hätte ich vielleicht erwähnen
sollen.

30.09.10 12:50
Nicht so kleinlich - Mestermann ist der Meisterpoet der Heinzelnisse und steht mit "als wie" ganz in Goethes Sprachtradition.

30.09.10 21:49
http://www.wie-als.de/
Nach Ausdrücken der Gleichheit, welche dem Positiv entsprechen, verwendet man wie.
Nach Ungleichheiten hingegen, welche dem Komparativ entsprechen, wird als verwendet.

Hier einige Beispiele für Positiv und Komparativ:

Positiv:

Dieser Winter ist genau so kalt wie der letzte.
Es ist genau so, wie ich es euch gesagt habe.

Komparativ:

Dieser Sommer wird noch viel heißer als der letzte.
Es ist weitaus komplizierter, als ich gesagt habe.

Die Kombination als wie hingegen ist ein weit verbreiteter Sprachfehler in Deutschland und stets falsch.

30.09.10 22:12, Geissler de
Der alte Goethe konnte also kein Deutsch.
(Wer so kategorisch einen bestimmten Sprachgebrauch zum Fehler erklärt, sollte seine
Klassiker schon kennen. Lektüreempfehlung zu "als wie": Goethe, Faust I, Auerbachs Keller in
Leipzig)

01.10.10 00:06, Jørg li
„Hier steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor."
In der Lyrik ist so manches erlaubt, was sich in der Prosa nicht so gut ausnimmt. Lyrische Kreativität sprengt u. U.
Konventionen. Wo kämen wir hin, wenn der Kunst ein eisernes Korsett rigoroser Regeln angelegt würde? Das Urteil
„stets falsch“ geht hier m. E. zu weit.

01.10.10 00:16, Mestermann no
Für das nette Kompliment 12:50 jedenfalls ein herzliches Dankeschön!

01.10.10 08:35
Nochmal Göthe :
Wer kennt nicht " Röslein auf der Heiden " ?
Die Heiden und nicht die Heide.

Oddy

01.10.10 14:11, Geissler de
"auf der Heiden" findet sich auch bei Uhland.
Für mich als Bayern ist das sowieso nicht besonders auffällig, da das Bairische keine
Wörter auf -e mag und entweder das e streicht oder ein n hinhängt.

Nochmal zu "als" und "wie": Wer "größer wie" sagt, ist einfach beim Sprachwandel schon
einen Schritt weiter. Ursprünglich hieß es mal "größer denn" (vgl. engl "than") und "so
groß als" (engl. "as big as"). Letzteres "als" wurde dann durch "wie" ersetzt, und das
"denn" durch "als". Und dieses ist in eingen Dialekten halt auch wieder ersetzt worden. In
meinem Dialekt heißt es denn auch "gressa wia".

01.10.10 14:58
Servus, Geissler!
I kenn mi a bissle aus im Schwäbische ond erkenn au wia
ma em Ländle als durch wia ersetzt ( hier au greßer wia ).
Dr schwob mag au nedd das e, abbr scheut das n. Gwe ond nedd
gwen wia bei dia !( gsii in der Schweiz ). Ond i woisch au dass
du das l scheuscht. " As Sepp ins Häuserl tritt, sah er a buid von... "
Noch bleibt auf Hochdeutsch " größer denn je "
I han im Ländle ( 1961 ) zwei Monad als ( ! ) Gipserhandlanger geschafft:
" Schtoi, Schbeis ond Moscht, ond's letzschte z'erscht. ! "
( Hier uff em Bau gab es koi Hochdeutsch, die Lernkurve war sehr jäh ( gach )!" )

Pfiat di !

Oddy

01.10.10 16:51, rumpel de
Das ich mit meinem Sei solch einen Briefwechsel hervorrufen konnte, Danke. Ich drück euch.

01.10.10 16:57, Geissler de
Ha, des werad a Gaudi, båi ålle ofanga daadn zum Dialekt schreim. Na vastund båid koane
mea ebbs.
Deswegen schreibe ich auch auf Hochdeutsch weiter :)
Das mit dem e war eigentlich auf Substantive gemünzt, und man sieht regelmäßig, daß das
hochdeutsche Schluss-e bei solchen entweder verschwindet oder durch ein n ergänzt wird
(was oft auch mit Genuswechsel einhergeht):
Katze -> Katz
Affe -> Aff
Liebe -> Liab
Schnecke -> Schneck (der)
Ratte -> Ratz (der)
Wespe -> Weps (der)
Büchse -> Bichs
Schokolade -> Schoklad (der)
Lampe -> Lampm (n wird durch p zum m)
Karre -> Karrn (der)
Socke -> Sockn (der)

usw. usf.

04.10.10 10:19
Hallo Geissler.
Das mit der Genusbildung ist interessant.
Immer mehr Wörter werden im Duden als Nebenform akzeptiert,
andere bleiben noch regional oder lokal( z.B. spezifisch Boarisch ).
Der Zeck, der Schneck,der Zeh,das Eck ( das Dreieck, nicht eine Dreiecke.)
Aber noch musst du auf den Chokolad, den Butter, den Katz ( nur Katz und Maus )
und den bayerischen Socken warten.

Oddy

04.10.10 14:55
Grüß Gott Rumpel !
Über sei und Fischstäbchen.
Zu Hause war ich dreimal die Woche mit Fisch angewönt
als ich 1961 nach Schwobaländle fuhr. Nach fast zwei Monaten
hatte ich überhaupt nicht Fisch zu Mittag gehabt. Damals weder Flugtransport
noch Gefriertransport für Fisch nach Süddeutschland. Aber eines Tages kommt
die Wirtin aufgeregt : " Oddy, Oddy, heut gibt's Fisch ! "
Erst im Jahre 1961 taucht das Fischstäbchen in Deutschland auf. Ich hatte was
anderes erwartet, aber ließ mich damit nichts bemerken und sagte : " Das hat geschmeckt ! " - was auf Schwäbisch bedeutete dass der Fisch faul war !
Als Brotbelag gab es eines Tages eine Dose mit Seelachs. Dann habe ich protestiert :
" Des do isch do koi Lachs ! " ( Ich wusste damals nicht das Seelachs ein Handelsbegriff
für Köhler war - zu Hause seilaks, aber See, Lachs vom Meer, nein !)

Oddy