12.11.16 10:22
Stichwörter: shuffling, stokke
Hei,
komme bei einem Verb nicht weiter: å stokke. Es stellt in einem Buch (von Murakami, hier vom Englischen ins Norwegische übersetzt) eine außergewöhnliche Fähigkeit dar, vlt in der Art der von Savants. Was ich in Wörterbüchern gefunden habe, macht in meinen Augen keinen Sinn.

Hat jemand eine Ahnung, was damit gemeint sein könnte? Wäre sehr dankbar für Tipps, weil diese Fähigkeit ein zentrales Thema im Buch darstellt.

Vielen Dank für die Antwort!

12.11.16 15:13
Deine Frage wird vermutlich so nicht zu beantworten sein. "Å stokke" bedeutet eigentlich mischen, durcheinander bringen z. B. stokke kort. Es gibt aber z.B. auch "stokkende mørk". Also ganz dunkel oder zu Deutsch Stockdunkel. Könnte es in dem Zusammenhang so zu verstehen sein, dass sich um eine Person wie in einem "stockdunklen" Raum handelt oder im "stockdunkeln"? Das sind nur Gedanken. Gut wäre ein Textbeispiel von Dir.
God lørdag fra Claus i Kristiansand

12.11.16 15:42
Danke Claus.
Hab schon vor der Frage hier nach Textbeispielen gesucht, aber das Wort steht immer für sich. Da bekommt der Protagonist von einem skurrilen Menschen den Auftrag zu "stokke". Und das kann er - und überlebt diese Fähigkeit sogar, während andere daran starben. Und er liest Träume aus Schädeln, das steht mit dem "stokke" in Zusammenhang. Bei Murakami ist der Übergang von realistisch zu surrealistisch fließend.

Ich glaube, ich werde mir das Buch mal auf Deutsch zulegen, vlt ist es da (für mich) klar. Ohne das Wort komme ich nicht weiter.

Nochmal danke für die Beispiele.

Liebe Grüße aus MR

12.11.16 17:41
Er du sikkert på at det dreier seg om ordet "å stokke"? Stokke som ordet her:

http://ordbok.uib.no/perl/ordbok.cgi?OPP=stokke&ant_bokmaal=5&ant_nynor...

?

Kan det være noe med å kaste knokler eller lignende for å spå fremtiden (akkurat som man kaster en terning eller blander kortene i en kortstokk / kortbunke?)

Hvordan det skal gjøres, er forklart her: http://trolliord.webs.com/spdomsmetoder.htm

12.11.16 17:47
Jeg har forsøkt en annen vei til løsningen. "Stokke" oversettes ved Google Translator til "reshuffle". Og "reshuffle" betyr vel noe som "å omdanne (seg selv)", ta inn en annen form / kropp.

Heißt es "stokke" eller "stokke seg" in der Transkription?

12.11.16 19:18
Es heißt nur "stokke", nicht transitiv, und eben nicht erklärend. Es dreht sich um einen Mann (Ich-Erzähler), der sonst in seinem Alltag auch schon zwanghaft nach Größen geordnete Geldstücke in seinen diversen Manteltaschen aufbewahrt,die ständig nachzählt und unruhig wird, wenn das Ergebnis nicht stimmt, also schon was in Richtung Autismus. Ich denke, es hat was mit stapeln (dann halt wie ein Kartenstock) zu tun, nur geht aus dem Kontext nicht hervor, was da behandelt wird.

Ich hoffe, ich werde aus der deutschen Übersetzung schlauer.

Danke für eure Mühe!

12.11.16 19:23
Ach so, als Orakel? Das geht aus dem Kontext nicht hervor, und ich glaube (trotz des Traumlesens) nicht, dass das Knochenwerfen damit gemeint ist, dann gäbe es ja ein sichtbares Ergebnis, aber davon ist nicht die Rede. "Han stokker" im Auftrag einer anderen Macht oder Herrschaft, und wenn der Auftrag erfüllt ist, geht er wieder nach Hause.

12.11.16 20:15
Ikke transitiv og ikke refleksiv og ikke knokler-kastende medium heller 8-?

Da er jeg ved latinens ende.

Kanskje der finnes en Rezension på tysk et eller annet sted på nettet? Da burde det jo også være beskrevet om det er så sentralt i selve romanen? Dann mußt Du nicht gleich das ganze Buch kaufen...

12.11.16 20:38
Kannst du nicht einfach einen ganzen Absatz hier reinstellen? Ferndiagnose ist ein bisschen schwierig so ohne den kompletten Zusammenhang...

12.11.16 22:34, Geissler de
Welches Buch von Murakami ist es? Ich nehme an, du meinst Murakami Haruki, nicht Ryû.

13.11.16 02:55
Ich nehme an, es geht um "Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt".

In der deutschen Wiki finden sich zum Inhalt dieses Romans folgende
Ausführungen:

Der Ich-Erzähler erhält von einem geheimnisvollen Wissenschaftler einen
Auftrag zur Berechnung von Daten, dabei soll er auch ein nicht erlaubtes
Verfahren, das "Shufflen", anwenden.

Leider wird dann nicht erklärt, was das "Shufflen" (das müsste sich
eingedeutscht eigentlich "Shuffeln" schreiben) genau ist. Da das engl. Verb
"to shuffle" in dem deutschen Wiki-Artikel nicht übersetzt wurde, wirst du
aus der deutschen Ausgabe des Buches diesbezüglich vielleicht auch nicht
unbedingt schlauer.

Aber es ist gut möglich, dass Geissler, der ja fließend Japanisch
spricht, sich nicht nur mit Murakamis Roman besser auskennt als ich,
sondern auch weiß, wie dieses "Mischen" zu verstehen/interpretieren ist.

13.11.16 11:55
Ja, es ist Haruki Murakami und das Buch heißt "Hardkokt eventyrland og verdens ende".

Das "å stokke" hat was mit Zahlen zu tun, das Thema Zahlen durchzieht auch das Buch. Und es hat noch kaum jemand diese Fähigkeit überlebt, als handele es sich um tödliche Strahlen, gegen die der Ich-Erzähler resistent ist und deshalb als sehr wertvoll gehandelt wird.

Aber ich muss sagen, ich hab mich noch nie so schwer mit einem norw. Buch getan (wenn es nicht gerade im Dialekt oder Nynorsk geschreiben war) wie mit diesem. Bin jetzt richtig gespannt auf die dt. Übersetzung, hab ich mir gerade bestellt.

Danke nochmal für all die Kommentare! Herzliche Grüße aus MR

13.11.16 12:53
Kan du ikke skrive på norsk avsnittet der verbet stokke forekommer.

13.11.16 14:31
Na, dann drücke ich (02:55) dir fest die Daumen, dass das "Shufflen" in der
deutschen Übersetzung auf irgendeine Art und Weise erklärt wird.

Allerdings fürchte ich nach wie vor, dass deine Verständnisschwierigkeiten
weniger mit deinen Norwegischkenntnissen als vielmehr mit dem Inhalt des
Romans und mit Murakamis Symbolik zu tun haben.

13.11.16 14:49, Geissler de
Kannst du vielleicht angeben, in welchem Kapitel das vorkommt? Ich habe hier die deutsche
Übersetzung, habe sie aber noch nicht gelesen.

13.11.16 14:54
Hier der Zusammenhang zwischen dem Träumelesen aus Schädeln und dem eben "stokke":

"Den gamle mannen hadde plassert et stort hundekranium på skrivebordet og tok mål av det med en skyvelære, og noterte ned tallene på et fotografi av eksemplaret.
'jaså, du er ferdig?' spurte den gamle mannen.
'Klapper og klart.*
'Det var en stri tørn,' sa han.
'Jeg får komme meg hjem og sove nå. I morgen eller overmorgen stokker jeg dataene og leverer dem til deg før tolv to dager senere. Stol på meg. Fornøyd nå?'
'Finfint,' sa den gamle mannen med et nikk. 'Men husk, tiden er uhyre viktig. Kommer du senere enn tolv, blir det bråk. Virkelig bråk.'
'Skjønner.'
'Og vennligst, pass på så ingen stjeler den listen. Blir den stjålet, sitter vi i saksa, begge to.'
'Ta det helt med ro. Vi blir ganske grundig opplært i det der. Tabellariske data kommer aldri på avveie av vanvare.'
Jeg tok en dokumentskjuler av fleksimetall opp av en lomme bak venstre kne, stakk datalisten nedi og låste den."

Hier "stokker han" Daten bzw. Listen. Denke, es ist eine Art systematisches Stapeln oder Ordnen. Das wurde ihm beigebracht, das wusste er nicht von selbst. Irgendwie wird es mir mittlerweile selbst etwas klarer :-)

Das Buch ist schon toll, ist mittlerweile das dritte, das ich von ihm lese, die anderen waren einfacher für mich.

Da bleibt mir nur Dankeschön zu sagen für eure Mühen. Wünsch euch einen schönen Sonntag!

13.11.16 14:57
Das Zitat entnahm ich dem 5. Kapitel, hier bei mir 8 Seiten nach der 1.Seite davon. Aber das Wort durchzieht das ganze Buch.

13.11.16 15:16
Jeg synes "stokker" er en dårlig oversettelse i denne konteksten. Jeg ville foreslått "sorterer" eller "ordner". Det heter ikke "klapper og klart", men "klappet og klart". Ordet "skyvelær" kjenner jeg ikke,og det forekommer heller ikke i Dokpro.

13.11.16 15:24
"klappet" var min skrivefeil, det stod riktig i teksten, men skyvelære står der sånn. Jeg tenkte meg noe som på tysk Rechenschieber, men om det stemmer? Der er enda flere ord jeg verken visste eller fant i ordbøkene mine. Det gjorde det så vanskelig.

13.11.16 15:41, Geissler de
Kein Rechenschieber, sondern eine Schieblehre:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Messschieber

13.11.16 15:43
Dankeschön!

13.11.16 15:48, Geissler de
Hier der relevante Satz in der deutschen Übersetzung von Jürgen Stalph (direkt aus dem
Japanischen):
Morgen oder übermorgen führe ich zu Hause das Shuffling durch und bringe die Daten auf alle
Fälle bis spätestens überübermorgen mittag [sic] bei Ihnen vorbei. Das ist recht, ja?

Also „Shuffling“. Ich vermute mal, dass Murakami da auf Japanisch ebenfalls Shuffling stehen
hat, also „shaffuringu“.

13.11.16 16:00
Und das hab ich eben im Netz gefunden:
to shuffle
schlurfen
durcheinandermischen
mischen
schieben
schlürfen [regional] [schlurfen]
umbesetzen jobs
umstellen
schleifen [schlurfen]
Ausflüchte machen
durcheinander mischen [alt]

Also stellt er geheime Daten um. Ich denke, die Methode SOLL im Dunkeln bleiben. Aber ich sehe trotzdem jetzt besser durch :-).

Freu mich aber trotzdem auf das Buch in dt. Übersetzung. Vlt lese ich's danach nochmal auf Norwegisch.

13.11.16 16:45
Wenn er geheime Daten umstellt, würde ich mit flytter om på oder omstiller übersetzen.
Schiebelehre, Messschieber, Schublehre; vielleicht eine moderne Sorte målestav. Übrigens heisst Rechenschieber regnestav.

Hardkokt eventyrland og vedens ende http://www.pax.no/hardkokt-eventyrland-og-verdens-ende.5602132-331612.html

13.11.16 22:39, Geissler de
Von mir noch zwei Bemerkungen:
Ich habe auf gut Glück mal nach "Murakami Haruki" (村上春樹) und "shaffuringu" (シャッ
フリング) gegoogelt, und die Treffer wiesen alle auf den fraglichen Roman hin. Also
scheint meine Vermutung richtig. Ich denke, ein Japaner steht vo dem Wort genauso
ratlos wie du vor "stokke".

Interessant ist, dass der Originaltitel "Sekai no owari to haado boirudo wandaarando"
lautet. also anders als in allen Übersetzungen das Ende der Welt (Sekai no owari)
zuerst kommt. Außerdem benutzt Murakami selbst das englische "Hard-boiled
Wonderland"; daher finde ich die norwegische Übersetzung "Hardkokt eventyrland" nicht
unbedingt als geglückt.

14.11.16 16:12
Sehr interessanter Thread, der mich zu der Frage bringt, wie sich ein
Übersetzer am besten aus der Affäre zieht, wenn er auf ein Wort/einen
Begriff stößt, den er nicht deuten kann oder für den es mehrere
Deutungsmöglichkeiten gibt, wie hier das "shaffuringu". Sollte er dann den
fraglichen Begriff unübersetzt lassen (so letztlich die deutsche
Übersetzung des Romans) oder sollte er versuchen, den problematischen
Ausdruck so wortgetreu wie möglich zu übersetzen (so die norwegische
Übersetzung), auch wenn er damit den Leser im Zweifel ratlos zurücklässt?

Was meinst du dazu, Geissler?

15.11.16 17:09, Geissler de
Das ist natürlich eine relevante Frage. Wenn man die vielen Fehlübersetzungen
ansieht, die Übersetzer so produzieren, möchte man sagen, sie ziehen sich gar nicht
aus der Affäre.

Heute haben Übersetzer glücklicherweise das Internet zur Verfügung, eine unglaubliche
Hilfe. Falsche Sachübersetzungen (z. B. Pflanzennamen) kommen so viel seltener vor,
und oft erschließt sich ein rätselhafter Begriff durch einfaches Googeln.

Dann kann man immer mal Leute fragen, auch in einem Forum wie diesem. Oder
persönlich; ich habe z. B. eine Freundin, die aus dem Norwegischen Und Schwedischen
üersetzt, und wir konsultieren einander hin und wieder.

Bei lebenden Autoren gibt es auch die Möglichkeit, den Urheber selbst zu befragen.

In diesem Fall finde ich übrigens die Verwendung des englischen Begriffs für
geglückter als eine Übersetzung. Murakami wendet englische Wörter und Wendungen
durchaus häufig als Stilmittel an, und das kann man im Deutschen einigemraßen
wiedergeben, jedenfalls besser als im Englischen. :-)

17.11.16 12:13
Vielen Dank, Geissler, dass du noch einmal geantwortet hast. Ich habe mich
sehr darüber gefreut.