21.06.12 12:05, Ulrike Wälder
Stikkord: das Kind beim Namen nennen, Å kalle en spade for en spade
Heihei god dag!

Weiß eigentlich jemand, woher der Ausdruck "å kalle en spade for en spade" kommt? (Also entsprechend im Deutschen: "Das Kind beim Namen nennen") Habe im Netz nichts darüber gefunden.

Tusen takk for svar!

Sonnige Grüße
Ulrike

21.06.12 13:33, Mestermann no
Die Bedeutung ist klar: Ein einfaches Ding beim Namen zu nennen.

Es kommt vom Griechischen: την σκαφην σκαφην λεγοντας (ten skafen skafen legontas). Diese Redewendung
taucht schriftlich erstmals bei Plutarch auf, im Apophthegmata Laconica.

Das Wort σκαφην, skafen, heisst eigentlich "Trog" oder "Wanne". Der Ausdruck lautete also eigentlich: "Einen Trog
ein Trog zu nennen", wurde aber von Erasmus von Rotterdam verwechselt mit σπάθη (spáthe) - Schaufel - als er
den Ausdruck in seiner eigenen Übertragung ins Lateinische von Plutarch (Apophthegmatum Opus) übersetzte.

Von Erasmus hat sich der Ausdruck dann verbreitet, z.B. ins Englische: To call a spade a spade, und womöglich hat
Norwegisch den Ausdruck vom Englischen aufgenommen. Er mag natürlich aber auch von anderen Sprachen oder
direkt von der Lektüre von Erasmus' Übersetzung gekommen sein.

Im neueren Englischen findet man auch der Ausdruck: "To call a spade a bloody shovel", also etwas verstärkt, und ab
und zu sieht man auch im Norwegischen einen Parallel: "Å kalle en spade for en jævla spade".

21.06.12 15:06, Ulrike Wälder de
Ach aus dieser Ecke kommt das - ich hab mir schon den Kopf zerbrochen. Obwohl, warum man zu einem Trog oder Spaten was anderes sagen sollte als Trog oder Spaten, ist mir nach wie vor rätselhaft.

Wie dem auch sei:

Dankeschön, Mestermann!

21.06.12 15:17, Mestermann no
Naja, es gibt ja die, die etwa "Teigherstellungsprozessbehälter" für einen Trog, oder "Erdmasseentwegungsinstrument"
für einen Schaufel sagen würden. Vgl. das Schild, das ich einst in einem dt. Flughafen sah: "Feuerwehrzuwegung".

21.06.12 15:36, Ulrike Wälder de
Ach so, ja, jetzt ist es klar. :-) Tusen takk! "Feuerwehrzuwegung" - herrlich!

21.06.12 16:53
@Ulrike, 15:06 (und als Ergänzung zu Mestermann)

In dem fraglichen Satz von Erasmus geht es nicht darum, daß man einen Spaten etwas anderes nennen sollte als eben "Spaten", sondern darum, ob man die geistigen Fähigkeiten hat, dies zu tun.

So wurde der Satz 1542 durch Nicolas Udalls Übersetzung des Erasmuswerkes ins Englische eingeführt:

Philippus aunswered, that the Macedonians wer feloes of no fyne witte in their termes but altogether grosse, clubbyshe, and rusticall, as they whiche had not the witte to calle a spade by any other name then a spade.

(Dabei entzieht es sich meiner Kenntnis, ob es sich bei "Philippus" um König Philipp II. von Makedonien handelt. Zuzutrauen wäre es ihm aber schon, daß er sein eigenes Volk so "freundlich" beschreibt.)

Herzliche Grüße
Birgit

PS: Der Titel von Udalls Übersetzung lautet:

Apophthegmes that is to saie, prompte, quicke, wittie and sentencious saiynges, of certain emperours, kynges, capitaines, philosophiers and oratours, aswell Grekes, as Romaines, bothe veraye pleasaunt [et] profitable to reade, partely for all maner of persones, [et] especially gentlemen. First gathered and compiled in Latine by the ryght famous clerke Maister Erasmus of Roterodame. And now translated into Englyshe by Nicolas Vdall.

So viel zum Thema "å kalle en spade for en spade". :-)

21.06.12 17:47, Ulrike Wälder de
Dank dir, Birgit, dass du dir soviel Mühe mit den Quellen gemacht hast.

21.06.12 21:22, Mestermann no
Fantastisk, Birgit! Chapeau!

21.06.12 23:19, Cerebellum no
Det er virkelig morsomt og imponerende å se hvilken dybdekunnskap Mestermann og Birgit legger for dagen her!

Jeg satt opprinnelig og funderte litt på å skrive noe selv, men fant ikke noe som var verdt å nevne. Så kommer disse stjernene våre og henter frem kilder fra 1542! Glimrende!

22.06.12 00:13, Ulrike Wälder de
Stemmer, helt fantastisk. Og jeg gleder meg å lese deg her igjen, Cerebellum :-)

22.06.12 11:46
Tusen, tusen takk for de hyggelige komplimentene deres. Jeg nesten fikk tårer i øynene av glede og rørelse da jeg leste dem. Ihr könnt Euch kaum vorstellen, wie gut mir Eure aufmunternden und freundlichen Worte tun (insbesondere nach meinem geistigen Totalausfall bei den reflexiven Possessivpronomen).

Mange takk igjen og hjertelige hilsener
Birgit