21.04.08 13:29
hei igjen,

Weißt jemand ob ob man früher Infinitivsformen ohne das e am Ende schreiben könnte. So wie stehn, statt stehen. Könnte das die normale Rechtschreibung sein?

Ida

21.04.08 13:41
Du fragst aber wieder Sachen! ;-)
Ich wüsste nicht, dass es da früher andere Regeln gab, lasse mich aber gerne belehren. Ich würde vermuten, dass es eher etwas mit einer poetischen Ausdrucksweise oder dem Versmaß zu tun hat. Hast Du es vielleicht in einem Gedicht gelesen?
Hilsen
Daniela

21.04.08 13:47
Hehe, nee, in einer alten Grammatik (1923)

Aber ich habe es auch mehrmals bei Kafka gesehen.

21.04.08 14:23
Du Ärmste! Kafka musstest Du auch lesen?

Also zurück zum "stehn": Habe den Text eines Kinderliedes gefunden:

Weißt du, wieviel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt? Weißt du, wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt? [...]

Weißt du, wieviel Kinder frühe, stehn aus ihren Bettlein auf, dass sie ohne Sorg und Mühe fröhlich sind im Tageslauf? [...]

1854

21.04.08 14:27
Huch, versehentlich abgeschickt! Was ich sagen wollte:

Der Verfasser des Textes ist 1854 gestorben, offensichtlich gab es "stehen" auch schon vorher; um nicht zu sagen beide Formen nebeneinander. Ich würde also vermuten, dass es nicht rein zeitlich bedingt ist. Aber wie gesagt, falls es jemand besser weiß...

Daniela

21.04.08 18:47
Verbindliche Rechtschreibung gibt ja noch nicht so lange, und die ändert sich. Althochdeutsch / Mittelhochdeutsch hieß es st?n / st?n (mit langem Vokal). Die Dehnung durch eingeschobenes h und die Angleichung an andere Verben mit der Endung -en ist sicher noch nicht so alt.

21.04.08 18:50
Da funktionierte das Preview, aber nicht der fertige Eintrag. An Stelle der ? sollte ein "a" bzw "e" mit Strich drüber stehen, also stan, sten (hier ohne Strich, der die lange Aussprache anzeigt).

23.04.08 11:49
Du hast zwar Geissler aufgefordert, die Frage zu beantworten, aber ich möchte doch dazu einen Kommentar abgeben.

Was ist der letzten Antwort (Verbindliche Rechtschreibung...) mit Hinweis auf die älteren Formen noch hinzuzufügen, wenn das nicht in eine wissenschaftliche Abhandlung ausarten soll? Das ist übrigens schon besorgt, hier findest du dazu alles, was man gar nicht wissen wollte:
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemid=GS402...
stehen in die Suchmaske eingeben, auf der erscheinenden Seite das Stichwort STEHEN wählen,und eine mehr als ellenlange Abhandlung über die Ursprünge des Wortes und seine Entwicklung erscheint. Wenn du dich nicht durch alles durcharbeiten willst, dann kannst du mit der Windows-Suchfunktion (ctrl F, strg F) nach kommt auf suchen. Das führt näher an das, was dich interessiert.
Wowi

23.04.08 12:06, Geissler de
Ich trau mich ja fast nicht mehr, aber eine kleine Anmerkung vielleicht doch:
Die Schreibung "stehn" war zwar, seit es verbindliche Rechtschreibung gibt, nie wörterbuchkorrekt, aber sie entspricht der Aussprache der meisten Deutschen im gewöhnlichen Umgangs-Hochdeutsch. Daher verwundert es kaum, daß diese Form auftaucht, wenn es etwa um Versmaß geht.
Danke, Wowi, für den Link, der ich die Information verdanke, daß die *Aussprache" "stehen" eine reine Leseaussprache ist.

Gruß
Geissler

23.04.08 13:26
Danke Euch, Wowi und GEissler

Ida