17.01.13 13:10
Gibt es eigentlich dieses Gedicht in norwegischer Übersetzung? Oder hättet Ihr anderenfalls Vorschläge zur Übersetzung (Mestermann?)?
"Blaue Hortensie
Wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

Verwaschnes wie an eine Kinderschürze,
Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen."

Mir wird immer ganz feierlich und tiefberührt, wenn ich das höre - so dass es mir ein echtes Anliegen ist, den "Klang" dieses Gedichts auch in anderen Sprachen zu hören und mich so besser dort "einfühlen" zu können. Danke! Hilsen H.

17.01.13 14:49
von wem ist es denn? googeln?

17.01.13 14:59
Rainer Maria Rilke

17.01.13 15:53
... wie an einer Kinderschürze... und: ... ganz feierlich... zumut... muss es natürlich heissen. Beklager. Und den Autor bin ich - stimmt - auch schuldig geblieben. Das war aber 'ne Menge Flüchtigkeitsfehler für einen Tag...

17.01.13 16:34
Sorry H., die arrogante unhöfliche Besserwisserin hat leider nur eine norwegische Nachdichtung von "Herbsttag" im Netz gefunden. Aber die stammt immerhin vom großen André Bjerke. Deshalb möchte ich sie Dir nicht vorenthalten, auch wenn nicht danach gefragt war und ich somit mal wieder ungefragt meinen Senf zu etwas abgebe (aber ich bleibe an einer Nachdichtung von "Blaue Hortensie" dran).

Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

--Rainer Maria Rilke

Høstdag

Din tid kom, Herre. Sommeren var stor.
Så kast din skygge over våre solur,
og slipp din høstvind løs på denne jord.

Befal den siste frukt å te sin rødme,
og la den få to sydligere dager.
La alt stå fullbragt når din ånde jager
i druens tunge vin den siste sødme.

Den som er hjemløs nu, vil aldri bygge,
Men varlig føle hvor forlatt han lever.
Han våker, leser, skriver lange brever
og vandrer i alléen med sin skygge,
urolig, uten mål, blant blad som svever.

--André Bjerke (overs.)

Herzliche Grüße
Birgit

17.01.13 19:20
Danke, Birgit

18.01.13 03:12, Mestermann no
Arbeite daran. Mag Zeit dauern (bin auf Reise).