29.03.08 12:14
Hallo, wir führen hier bald ein Schauspielstück auf in dem es sich um die Fridtjof Sage dreht und ich soll für eine kleine Einleitung einen Text auf Detusch übersetzen. Nun habe ich Probleme damit folgendes zu übersetzen, weil es wohl "altnorwegischen" oder "dänischen" Einfluß hat. Kann mir von euch jemand helfen???? :-)

”Man skal paa Fridtjofssagaens Scene have vanskelig for at gjenkjende sig”. Henrik Wergeland etterlyste innlevinga ved å bli ”gynget midtimellem Framnes (Ortsname) og Balestrand (Ortsname) ”, på ein harmdirrande fjord, med stormkast frå Tjugumsbreen (Gletschername), truleg fennene rundt Keipen (Bergname). Den opphavelege islandske fornaldersoga bør nemleg liggja i botn og ”gjenerindres under Balestrands Roser og hvide Moreltelte”.

Vielen Dank!!!!!
Petra

29.03.08 14:27
Ein schönes Nüsschen! Sind alle Experten anderswo beschäftigt? Ich versuch's mal:

Bei der (hiesigen) Szenenausgestaltung könnte es schwierig sein, sich die Fridtjofssaga vor Augen zu rufen. Henrik Wergeland appelierte an die Vorstellungskraft (der Zuschauer), die zwischen der Hintergrundskulisse von Framnes und Balestrand hin- und herschwankt (wurde dort das Schauspiel aufgeführt und war es vielleicht ein Freiluftschauspiel?). Man sollte sich die ursprüngliche isländische Sage vor Augen rufen - einen grimmigen Fjord mit Sturmböen vom Tjugumsgletscher herunter, wahrscheinlich mit wilden Schneewächten um den Keipen herum - auch vor dem (hiesigen) Hintergrund mit Balestrands Rosen und weissblühenden Kirschbäumen.

Vielleicht habe ich aber total danebengehauen. Hat Spass gemacht!
Ingeling

29.03.08 16:49, Geissler de
Das Hauptproblem bei Deinem Übersetzungsversuch ist, daß Du zusammenrührst, was einerseits der Verfasser (auf Nynorsk) schreibt und was er andererseits von Wergeland (auf Dänisch) zitiert. _Die Gänsefüßchen hast Du ganz nonchalant einfach unter den Tisch fallen lassen. ;-)
Abgesehen davon halte ich es für zweifelhaft, ob Wergeland sich wirklich über die aktuelle Szenenausgestaltung ausläßt, davon ist er schon etwas zu lange tot. ;-)
Es wäre schön zu wissen, worüber genau Wergeland eigentlich schrieb; etwas Kontext oder gar Quellenangaben sind bei solchen Übersetzungsanfragen immer hilfreich. Auch auf was sich der Autor des Textes bezieht, ist mir unklar.
That said, hier mein Vorschlag:
"Es sollte schwierig sein, daß einem die Bühne [oder: Szenerie] der Fridtjofsaga vertraut vorkommt." Henrik Wergeland verlangte, man müsse sich dadurch einfühlen, daß man "zwischen Framnes und Balestrand hin- und hergeschaukelt wurde", auf einem aufgewühlten Fjord, mit Sturmböen vom Tjugumsgletscher, wohl die Gletscher um den Keipen [hier präzisiert der Autor meiner Auffassung nach, was mit "Tjugumsbreen" gemeint sein könnte; er scheint nicht sehr bekannt zu sein]. Die ursprüngliche isländische Vorzeitsaga [fornaldarsaga ist ein Fachbegriff der Sagenforschung und wird im Deutschen normalerweise nicht übersetzt] soll nämlich die Basis sein und "unter den Rosen und weißen Kirschzelten [? es sind wohl tatsächlich die weißblühenden Bäume gemeint] Balestrands wieder ins Gedächtnis gerufen werden".

Gruß, Geissler

29.03.08 16:51, Geissler de
recte: ... hergeschaukelt würde
Sorry.

29.03.08 18:08
Ich danke euch schon mal sehr für die Hilfe. Muß allerdings sagen, daß ich den Text genau so bekommen habe. Er wurde von eine Historiker geschreben (auf norwegisch) und ich soll ihn eben nur übersetzen. War kein leichter Text, aber genau mit diesem Teil komme/kam ich eben gar nicht klar :-(

Ich bin mir auch nicht sicher, was der Verfasser selber gesagt hat und was "unser Historiker" hier noch zugefügt hat oder so. Deshalb ist dieser Text wahrscheinlich so prblematisch...

Vielen lieben Dank für eure Hilfe!!!!!!!!
Petra

29.03.08 18:19
Ach so, ich dachte übrigens in dem letzten Satz ...."hvide Moreltelte" das hier vielleicht Moreld - also Meeresleuchten gemeint sein könnte wobei dann die frage wäre wie elte - "Knetmasse" od. Teig ja nicht wirklich ins Bild passen würde.
Genau deswegen mag ich solche Texte immer nicht übersetzen :-(
Petra

29.03.08 19:55, Geissler de
Hallo Petra,
meine Bemerkung über "zusammengerührt" bezieht sich natürlich auf Ingelings Übersetzung: ich hoffe, das war klar.
Hat Dein Text irgendwelche Quellenangaben? Ich habe auf die Schnelle keine Stelle bei Wergeland gefunden, wo er über Fridtjof schreibt.
Aber der Zusammenhang, in dem die fragliche Stelle steht, könnte evtl. auch schon wertvolle Hinweise geben, um was es dem Verfasser gerade hier geht.

29.03.08 20:14
Hei lieber Geissler,
tschuldigung, ich habe nur versucht, dem Abschnitt einen Sinn zu geben, deshalb habe ich die chaotischen Gänsefüsschen weggelassen (nicht ganz wissenschaftlich hihi!)
Das ist also der Fridtjof selbst, der da zwischen Balestrand und Framnes herumschaukelt, nicht wahr? Verstehe nur nicht, warum Henrik selig (du, ich bin Bibliothekarin!) in diesem Zusammenhang Balestrand so hervorhebt. Oder hat der Verfasser das Zitat aus einem anderen Zusammenhang genommen - weil es so schön klingt - und das führt dann zu Missverständnissen?
Ich verbeuge mich im Staub ;-)
Ingeling

29.03.08 21:08
Hallo ihr Lieben, ich finde es richtig lieb, wie sehr ihr euch bemüht!!!!
Leider habe ich überhaupt keine Quellenangaben, keine Texte von Wergeland oder sonst was. Leider ist vieles in dem Text sehr konfus geschrieben und man muß manchmal mehr oder weniger raten, was sich worauf bezieht (habe es dann durch Nachforschung im Internet dann herausgefunden) aber leider wie gesagt für diesen Abschnitt absolut keine Ahnung.
Weiß also nicht, ob Wergeland sich darauf bezieht, daß Fridtjof dort "herumschaukelt" oder ob Wergeland das auf sich bzw. seine Leser bezieht.

Was ich weiß, ist eben, daß Wergeland wohl die Fridtjof-Saga von Esaias Tegner "kritisiert" aber das ist auch schon alles :-(
LG
Petra

29.03.08 21:33
God kveld Heinzelnisser,
eine kleine Anmerkung dazu. In der Gegend steht eine Fridjof Statue gestiftet von Kaiser Wilhelm II. Könnte ein Zusammenhang bestehen?
Claus i Kristiansand

29.03.08 21:52
Hallo Claus und ihr anderen lieben Helfer,
um es recht kurz zu machen (habe Angst das ich euch langweile....)
Es wird ein Schauspiel über die Geschichte von Fridtjof bzw. König Bele. Sprich wie Fridtjof und Ingeborg zueinanderfanden, wie dieser König von Ringerike, Sogn und Hordaland wurde...

Die ÜBersetzung die ich gerade mache betrifft mehr oder weniger in diesem Falle Esaias Tegner, der ja die Fridtjof Saga geschrieben hat. Es ist eine "Minibiografie" über ihn und die ÜBersetzung mit der ich hadere ist also von Henrik Wergeland im Sommer 1832 geschrieben worden.

Die Statue von König Bele steht in Balestrand und die von Fridtjof in Vangsnes (früher Framnes) und dort in Vangsnes soll dieses Stück aufgeführt werden...
Aber diese Infos helfen für die Übersetzung bestimmt nicht weiter, oder?

Was meint ihr zu meiner Anmerkung mit ...."hvide Moreltelte" könnte es sich hier auch um Morild also Meeresleuchten handeln?

Liebe Grüße
Petra

29.03.08 22:59
Hei Petra!
Nein, die anderen vor mir haben schon recht, "Moreltelte" ist eine Anspielung auf die weißen Schattenmorell-Bäume (in Blüte) Meine Heimat ist Hardanger, und ich kann dir sagen; wenn die Obstblüte ausbricht, kann man sich bestimmt vorstellen unter "Morellen-Zelte" zu stehen! "Hvide moreltelte" ist natürlich dänisch, würde auf norw. übersetzt heißen: "Hvite morelltelt" (plural) Aber das weißt du bestimmt schon! :-)
Hilsen Anne

30.03.08 08:34
Hei Anne. Takk for svaret :-)
Ist schon doof, wenn man einen Text hat, der auch dänische Abschnitte enthält. Hatte auch was auf schwedisch dabei aber das ging irgendwie besser.
Ja, ich bin in Sogn zu Hause und da ist es ähnlich mit der Kirschblüte - TRAUMHAFT !!!!

Vielen lieben Dank
Petra

30.03.08 23:34, Geissler de
Liebe Petra,
warum nicht gleich. ;-)
Der Tegnér-Hinweis war immens wichtig. Damit kann man sich nämlich denken, was die Stoßrichtung von Wergelands Text ist. Tegnér gilt zwar auch als Romantiker, ist aber wohl für Wergelands Geschmack zu formalistisch: Tegnérs "Frithiof" benutzt für jeden Abschnitt ein anderes Versmaß, darunter auch den klassischen Hexameter (er ist schließlich gelernter Gräzist). Wergeland sucht aber den unmittelbaren Zugang; die "Formlosigkeit" seiner Dichtung ist ja von einigen seiner Zeitgenossen auch kritisiert worden.
Der "Frithjof" enthält eigentlich alles, was das Herz eines Nationalromantikers, wie es Wergeland war, höherschlagen läßt: Einen Stoff aus der Mythenwelt Norwegens, großartige Natur etc., aber es gehört nach seinem romatischen Verständnis eben auch der direkte, emotionale Zugang zum Werk dazu, und das vermißt er wohl bei Tegnér. Für Wergeland muß die Dichtung leisten, daß der Leser quasi selbst mit im Boot sitzt, das auf dem Sognefjord hin- und hergeworfen wird, und die alte Saga muß am Grund immer durchscheinen -- die Sehnsucht nach und Versöhnung mit der (mittelalterlichen) Vergangenheit gehören ja ebenfalls zum Wesen des romantischen Kunstverständnisses.
Soviel erstmal zu Wergeland. (Wo der Text steht, würde mich übrigens brennend interessieren, in der Online-Volltextversion der 23-bändigen Werkausgabe abe ich nirgendwo "Morelltelte" gefunden.)
Der nynorskschreibende Verfasser des Textes bezieht sich vielleicht darauf, daß dem Zuschauer der Aufführung qua Ort die von Wergeland geforderte "Einfühlung" leichter fallen wird, jedenfalls bezieht er sich (ob ablehnend oder zustimmend, ergibt sich möglicherweise aus dem Kontext) auf eine geforderte Rezeptionshaltung.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf hier noch einmal ein leicht veränderter Übersetzungsvorschlag:

"Es dürfte einem schwerfallen, den Schauplatz der [Tegnérschen] Fridtjofssaga als vertraut zu empfinden."
Henrik Wergeland vermißte das Sich-Hineinversetzen dadurch, daß man "zwischen Framnes und Balestrand hin- und hergeworfen würde", auf einem aufgewühlten Fjord, mit Sturmböen vom Tjugumsgletscher, gemeint sind damit wohl die Gletscher um den Keipen. Die ursprüngliche isländische Vorzeitsaga soll nämlich im Hintergrund liegen und "unter den Rosen und weißblühendenen Kirschbaldachinen Balestrands wieder ins Gedächtnis gerufen werden".

30.03.08 23:39, Geissler de
Liebe Ingeling,
ist das Dein Ernst? Du willst Klarheit schaffen, indem Du die "chaotischen Gänsefüsschen" entfernst? Hast Du Dich nicht gefragt, was für einen Sinn die haben könnten, nämlich den zitierten Text Wergelands vom eigenen des Verfassers zu trennen? Ganz abgesehen davon, daß Dir die beiden recht unterschiedlichen Sprachformen zu denken geben hätten können.
Und warum Balestrand eine Rolle spielt? Na, weil die Saga u. a. dort spielt!.

Gruß, Geissler

31.03.08 08:24
Hallo Geissler
WOW, jetzt bin ich ganz erschlagen. Was Du da alles weißt ist ja wohl voll der Hammer :-)
Ich hatte nicht mal den Namen Wergeland vorher gehört, bevor ich diese Übersetzung machen sollte, geschweige denn, daß es eine 23-bändige Ausgabe gibt...
Ich bin echt erschlagen.
SUPER das Du mir soooo gut weiterhelfen konntest!
Vielen lieben Dank! Jetzt habe ich nicht nur die Übersetzung, sondern auch ein wenig Hintergrundinfo und das finde ich wirklich gut.

Vielen lieben DANK!
Petra

31.03.08 21:08
Lieber Geissler,
ich schliesse mich an Petras Worte an.
Pardon ;-)
Ingeling